Ein sehr persönliches Merkmal von Alberts Werk ist es, die Biografie der einzelnen Werke auf deren Oberflächen zu zeigen. Auf diesen können Sie den gesamten Prozess sehen, der sie von Anfang an möglich gemacht hat. Und das ist wichtig, denn es gibt keine Maskierung oder Verkleidung, keinerlei versteckte Elemente. Das Kunstwerk zeigt sich auf eine offene Art und Weise, ohne Scham, mit allen Spuren des Schaffensprozesses und der Gefühle des Künstlers, seiner Entscheidungen und nachdenklichen Momente. Das Ergebnis ist eine dreidimensionale Realität, seine Art, die Ästhetik des Materials zu verstehen, welches seine Arbeit definiert.
Carlos Alberts abstrakte Sprache erlaubt es ihm, Emotionen zu vermitteln. Es ist gerade die Aufrichtigkeit, mit der er mit dem Material umgeht, und der Respekt und die Bewunderung für die Tradition, für das, was andere vor ihm geschaffen haben, das es ermöglicht, dass das Schmiedeeisen, in seiner Geschichte vorankommen kann. Der Künstler versucht nicht, jemanden nachzuahmen, noch versucht er, sich in bereits eingeschlagenen Wegen zu verlieren. Es ist eine große Freude, dass Carlos Albert zusammen mit anderen großen Künstlern bereits in wichtigen Sammlungen dieses Landes vertreten ist und dass Sammler seine Karriere aufmerksam verfolgen und seine Werke immer wieder erwerben. Diese sehr persönlichen Ergebnisse resultieren aus seinem kreativen Geist und seiner neugierigen Natur, die ihn dazu veranlasst haben, die Qualitäten der Materialien ständig zu untersuchen und das Beste aus ihnen herauszuholen. Die Form ist natürlich das Hauptelement, aber auch die Oberflächen dieser Formen sind Gegenstand einer ständigen Suche nach neuen Ergebnissen, nach unterschiedlichen Farben, Patina und Oberflächen, die seinen Werken immer wieder neue Nuancen und Fähigkeiten verleihen, den Betrachter zu berühren.
Die aktuelle Ausstellung Raum und Farbe, in der Albert es wagt, leuchtende Farben in seine Formen zu integrieren, steht im Einklang mit diesen neuen Ergebnissen. Die Farbe transformiert nun die Gleichung, da die Werke einen neuen Charakter erhalten, der zu den vorherigen Elementen hinzukommt. Ob monochromatisch aufgetragen, oder durch die Kombination von zwei Farben, um die Kanten des Stücks hervorzuheben, oder sogar durch die Schaffung von eher malerischen Oberflächen, zeigt Albert, dass der Weg seiner Skulptur die Fähigkeit hat, sich zu verwandeln, ohne dass eines der Elemente, die ihn bisher charakterisiert haben, verloren geht.
Ich möchte auch die Bedeutung der großformatigen Arbeiten von Carlos Albert für den öffentlichen Raum und den Außenbereich hervorheben, in denen Cortenstahl eine führende Rolle spielt. Mit einer völlig anderen Behandlung als das massive Eisen, das in der Schmiede geschlagen wird, wird Stahl in seinen Werken nach einem sorgfältig ausgearbeiteten Plan verbaut. Hier muss der Künstler noch überlegter handeln, er muss zum Architekten der Form werden und die Entwürfe und Skizzen, die er in kleineren Dimensionen ausgearbeitet hat, nun mit Methoden auf das Material übertragen, die dessen Temperament besser entsprechen. Die Skizzen werden auf Papier, durch Collagen oder Skulpturen in sehr kleinem Format gemacht, wo er die Probleme der Realisierung bei Konfrontation mit Stahl und großen Dimension studieren kann. Bei den Arbeiten mit Cortenstahl wird die Gründlichkeit vervielfacht und die Langsamkeit des Prozesses wird zu einem wesentlichen Bestandteil des Ergebnisses. Der Charakter des endgültigen Werkes ist anders und zeigt eine andere Facette des Künstlers, eine andere Vision des künstlerischen Konzepts, die jedoch eng mit den Arbeiten in Schmiedeeisen verbunden ist.
Ein weiteres ganz besonderes Material, mit dem er gearbeitet hat, ist Edelstahl, sowohl als Blech als auch als Vollmaterial. In diesem Fall ist die Arbeit besonders schwierig und mühsam, da das Material in der Regel vollständig poliert und mit einem spektakulären Finish versehen ist. Auch Holz ist ein Material, mit dem er gerne arbeitet. Es interessiert ihn als Formkontrast und als Kontrapunkt der Farbe in seinen Arbeiten. Carlos Albert ist sehr sorgfältig bei der Auswahl des Holzes, welches dem Komplex seiner finalen Skulptur ein zusätzliches kompositorisches Element beisteuern soll. Dabei nutzt er keinerlei Schnitzarbeit. Das Holz wird im Gegensatz zum Eisen als ein geometrischer Block verstanden, der den Materialien eine andere als die erwartete Rolle zuweist. Dem Künstler gelingt es, durch die Stille der Leere im Gegensatz zur Kraft der Form einen Raum für Imagination und Meditation zu schaffen.
Ich möchte dabei nicht vergessen, seine Arbeiten auf Papier zu erwähnen, welche ich nicht zweidimensional nennen kann, denn der Sinn der drei Dimensionen ist in allen von ihnen präsent. Durch die Collage hat der Künstler einen Weg gefunden, zu zeichnen, seine Ideen zu formen, die möglicherweise Teil einer zukünftigen Skulptur sein werden. Aber es sind die Zeichnungen eines Bildhauers, von jemandem, der sich in einer greifbaren und nicht in einer imaginären Welt bewegt. Mit Hilfe der verschiedenen Töne, die in seiner Laufbahn gewachsen sind, konstruiert Albert diese Collagen, die in die Dreidimensionalität entfliehen und seine räumlichen Visionen liefern. Die Papiere stellen einen sehr wichtigen Teil seiner Produktion dar, mit denen der Künstler sein Werk vervollständigt.
Carlos Alberts Skulpturen sind Räume der Begegnung mit einem selbst, sie verfügen über genügend ethische Elemente, um zu transzendieren und uns zu helfen, den Sinn der Dinge herauszufinden. Das ist meiner Meinung nach die Funktion eines Künstlers.
Carmen González-Borràs